Schwägalp und Säntis

Schwägalp
Der Schwägalppass (1’278 m ü. M.) liegt in der Ostschweiz zwischen Nesslau-Neu St. Johann im Obertoggenburg im Kanton St. Gallen und Urnäsch im Kanton Appenzell Ausserrhoden. Der eigentliche Scheitelpunkt mit 1’300 m befindet sich etwas südwestlicher auf dem Gebiet der Gemeinde Nesslau-Krummenau. Der Pass wird von zwei ungleich hohen Bergen gesäumt: im Osten der Säntis, im Westen die Hochalp (1’530 m). Die namengebende Schwägalp (1’360 m ü. M.) erreicht man über eine Abzweigung von der Schwägalp-Passhöhe aus. Die Schwägalp liegt auf dem Gebiet der Gemeinde Hundwil (AR) am Nordwesthang des Säntis (2’502 m ü. M.) und ist Ausgangspunkt der Luftseilbahn Schwägalp–Säntis. Die erste Luftseilbahn wurde 1935 erstellt, nachdem mehrere Projekte gescheitert waren, den Säntis von den Wasserauen oder Unterwasser SG aus mit einer Säntis-Bahn zu erreichen. Die 21 Kilometer lange Passstrasse von Urnäsch her wurde zur selben Zeit gebaut, um die Touristen bequem zur Bahn bringen zu können.

Säntis
Der Säntis ist mit 2’501,9 m ü. M. der höchste Berg im Alpstein (Ostschweiz). Durch die exponierte, nördlich vorgelagerte Lage des Alpsteins ist der Berg eine von weither sichtbare Landmarke. So gibt es beispielsweise im Schwarzwald Häuser mit dem Namen Säntisblick. Vom Säntisgipfel aus kann man in sechs verschiedene Länder sehen: Schweiz, Deutschland, Österreich, Liechtenstein, Frankreich und Italien.

Geographie
Der Säntis steht in den nordwestlichen Alpen (Appenzeller Alpen) im Alpstein, knapp 10 km (Luftlinie) süd-südwestlich von Appenzell. Auf dem Säntis treffen drei Kantone zusammen, Appenzell Ausserrhoden (Gemeinde Hundwil), Appenzell Innerrhoden (Bezirk Schwende) und St. Gallen (Gemeinde Wildhaus im Toggenburg). Obwohl sein Gipfel nur 2’502 m über dem Meer liegt, ist er durch die tiefe Abtrennung der Appenzeller Alpen nach seiner Schartenhöhe von 2’021 m an zwölfter Stelle in den Alpen und die Nummer 29 in Europa.

Klima
Die exponierte Lage des Säntis sorgt für extreme Wetterbedingungen. Die mittlere Temperatur beträgt −1,9 °C, der Niederschlag 2487 mm im Jahr. Die tiefste jemals gemessene Temperatur waren -32 °C im Januar 1905,die höchste 20,8 °C im Juli 1983.Die höchste Tagessumme der Niederschläge betrug 180 mm im Juni 1910.Der höchste Niederschlag in einer Stunde wurde mit 81,9 mm im Juli 1991 gemessen.Während des Orkans Lothar am 26. Dezember 1999 wurde eine Rekord-Windgeschwindigkeit von 230 km/h gemessen.Am 21. und 23. April 1999 wurde unterhalb des Gipfels im nördlichen Schneefeld des Bergs die rekordverdächtige Schneehöhe von 816 cm gemessen.Mit Schnee muss in allen Monaten gerechnet werden: So lag etwa im August 1995 ein Meter Schnee.Jährlich wird der Säntis von etwa 400 Blitzen getroffen. Vom Sommer 2010 bis etwa Juni 2011 wurden ungefähr 50 Blitzeinschläge in den Sendeturm registriert.

Geologie
Das Säntisgebirge (Alpstein) gehört zu den helvetischen Decken. Begrenzt wird das Säntismassiv im Osten durch den Grabenbruch des St. Galler Rheintals, im Norden durch die Molassebildungen des Appenzellerlandes, auf welche die Säntisdecke aufgeschoben wurde, im Süden durch die Flyschbildungen der Wildhauser Mulde, während es sich gegen Westen in den Mattstock bei Weesen fortsetzt. Die Gesteine des Säntis wurden im Mesozoikum in einem Flachmeer (Thetys) abgelagert und während der jüngeren Phase der Alpenfaltung im Tertiär nach Norden verfrachtet, wo sie auf die Molasse auffuhren und diese steil stellten (subalpine Molasse). Die Schichtreihe umfasst im Säntisgebiet nur Gesteine aus der unteren und mittleren Kreidezeit. Vom Älteren zum Jüngeren treten folgende Schichten auf: Öhrlischichten, Valanginienmergel, Betliskalk, Pygurus-Schichten, Kieselkalk, Altmann-Schichten, Drusbergschichten, Schrattenkalk, Gault und die Seewerschichten. Tektonisch lässt sich das Gebiet in drei Zonen einteilen:

  1. Säntis-Zone: Sie reicht bis zur Linie Lisengrat-Widderalp und zeigt einen starren Faltenbau. Längsbrüche im Faltenscheitel, entlang denen der südliche Faltenschenkel vorgeschoben wurde, sind häufig. In dieser Zone herrschen spröde Kalksteine vor.
  2. Rotsteinpasszone: Sie erstreckt sich als Zwischenzone vom Nordfuss des Wildhuser Schafberges bis zur Marwees. Hier zeigt sich die Wirkung der Schubkräfte am stärksten; mehrere Schuppen legten sich übereinander.
  3. Altmann-Schafberg-Zone: Nördlich wird diese Zone durch Wildhuser Schafberg, Altmann, Hundstein und Alp Sigel begrenzt. Der hohe Anteil an Mergel führte hier zu einem plastischen, weit ausladenden Faltenstil, der im Osten sogar in liegende Deckfalten übergeht.

Allgemein werden die Faltenscharen auch von zahlreichen Querbrücken zerhackt. Der mächtigste und eindrücklichste ist der Sax-Schwendi-Bruch, der das Massiv entlang einer Linie Saxerlücke – Bollenwees – Stifel – Bogartenlücke – Hüttentobel in einen westlichen und einen östlichen Teil trennt. Die Formung der heutigen Oberfläche durch Verwitterung und Erosion fand verzögert statt, da das Gebirge noch während langer Zeit durch eine Hülle von Flyschgesteinen geschützt war. Die Wechsellagerung harter (kompetenter) Kalke und weicher (inkompetenter) Mergel zeigt sich heute in der Stufung der Hänge. Zudem spielt die Karstverwitterung eine wichtige Rolle. Während der letzten Eiszeit (Würm) war das Gebiet zuzeiten stark vergletschert. Der Eisstrom des Rheingletschers reichte bis auf ca. 1400 m.ü.M. Zudem existierten zahlreiche Lokalgletscher.

Geschichte
Der Name Säntis ist seit dem 9. Jahrhundert schriftlich bezeugt. Abgeleitet ist er vom früh-rätoromanischen Eigennamen Sambatinus (der am Samstag Geborene), womit zunächst wohl eine am Berghang gelegene Alp bezeichnet wurde. Später wurde der Name auf den Gipfel übertragen und zu Semptis oder Sämptis eingedeutscht. Der Säntis war in der Helvetischen Republik (1798 bis 1803) Namensgeber des Kantons Säntis. Der Säntis gehört zu den schon früh bestiegenen Felsbergen, unter anderem zur Jagd. Der Benediktiner-Pater Desiderius Wetter (1702-1751) berichtet in seiner Chronik, dass am 14. Dezember 1680 zwei Geistliche und ein Naturforscher aus Zürich mit einem Führer aus Innerrhoden auf den Säntis stiegen um einen Kometen mit Schweif möglichst auf grosser Höhe besichtigen zu können.

Touristische Erschliessung
1802 errichteten Bergfreunde auf dem Gipfel einen Steinmann (Kupferstich von Johann Baptist Isenring und Zeichnung des deutschen Romantikers Albert Weiler). 1842 wurde die erste Schutzhütte – eine Bretterbude mit Ausschank – nahe dem Säntisgipfel auf der windgeschützten Ostseite errichtet. Diese wurde bereits 1846 durch ein solides Gasthaus ersetzt. Um 1850 verpflegten sich dort bei schönem Wetter bereits bis zu hundert Gäste, darunter auch Richard Wagner. Ab 1882 bis zur Fertigstellung der Wetterwarte 1887 diente das Gasthaus auch dem Wetterwart als Unterkunft. Um 1900 erreichten bereits bis zu tausend Gäste pro Tag den Gipfel. Der Berg ist gut erschlossen: Sein Gipfel ist seit 1935 per Luftseilbahn von der Schwägalp, durch Wanderwege von dort, von Wasserauen, Wildhaus, Unterwasser oder über andere Routen erreichbar.

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